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Nutella Geburtstag: Das Ende der Religiosität einer Marke

By Februar 7, 2014 Mai 13th, 2019 No Comments

Nutella feiert Geburtstag. 50 Jahre Nutella. Zur Feier des Tages hat Ferrero eine Nutella Geburtstagsseite ins Netz gestellt. Auf nutellastories.com kann jeder seine ganz persönliche Nutella Geschichte erzählen. Storytelling der nussigen ART.

Blasphemie

Was aber, wenn jemand eine wahre Geschichte erzählt? Beispielsweise, dass die Alkoholikermutter die Tocher jahrelang mit Nutella vollgestopft hat und dieser nun wegen fortschreitender Diabetes das Bein amputiert werden musste…

Googelt man „Nutella Geburtstag“, so lautet die erste Meldung der Welt: „Nutella – zwei Drittel Zucker und ein Drittel Fett“. Blasphemie!

Ferrero Nutella

Wie an anderer Stelle gezeigt werden konnte, ist Nutella für den einen ein Brotaufstrich, für den anderen eine göttliche Marke. Längst haben sich höchst emotionale Glaubenskriege entfacht, die Fundamentalisten lassen nichts zwischen sich, das Brot und ihr göttliches Nutella kommen, die „protestantische“ Gegenbewegung verachtet den Nutella-Puristen und der wiederum den blasphemischen „Butterschmierer“. Großes Entsetzen dann, wenn ketzerische Gerichte die göttliche Marke als gesundheitsschädigend, weil fett und zuckerhaltig, an den Pranger stellen oder wenn man den Hersteller des göttlichen Manna gar als „Süßwarenhersteller“ bezeichnet und ihm dann noch Etikettenschwindel unterstellt wird.

Religiosität der Marke

Ich glaube an die Kraft von Nutella. Mein täglich Nutella(brot) gib mir heute und erlöse uns von schlechten Brotaufstrichen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und das 5-Kilo-Glas. Wen interessiert schon, dass unheilige Verbraucherschützer vorrechnen, dass Jugendliche 59.000 Kalorien zu sich nehmen müssen, um ein DFB-Fußball-Trikot zu bekommen und wer will in Zusammenhang mit einer göttlichen Marke etwas von einem „Fluch“ hören: Wer Nutella isst, kann keine Tore mehr schießen.

Wir halten fest: Wir scheinen angekommen am Ende der Legendenbildung, die Legende liegt scheinbar am Boden. Was rettet, ist an dieser Stelle nur, dass die Konkurrenz trotz eines deutlich höheren Haselnussanteils (45 Prozent beim Wettbewerbsprodukt von Alnatura vs. 13 Prozent bei Nutella) es nicht geschafft hat, eine Glaubensgemeinschaft zu generieren.

Auch der Umstand, dass der un-vegane Alnatura Haselnussaufstrich in einem fleischlosen Tempel der Nachhaltigkeit auf einem quasi-veganen Opferstock angeboten wird, vermag es nicht, die Marke in den Olymp der Markengottheiten zu erheben. Dorthin schaffen es nur jene Marken, die mit ihrer Strahlkraft die fortschreitende Profanisierung des öffentlichen Raumes (vgl. Pfaller – Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft, S. 137) durchbrechen können.

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