Man muss nicht untergehen wenn man Dingen auf den Grund geht oder: Warum die Göttin im Sandkasten in Social Media Analysen so oft vorkommt und die Autoindustrie unbedingt umdenken sollte, das war der Titel der Keynote am letzten Donnerstag im Rahmen des Social Media Monitoring Summit.
Es konnte gezeigt werden, dass sich die Automobilindustrie in einer massiven Umbruchs- bzw. Aufbruchsphase befindet. Für alle, die bis dahin die Göttin im Sandkasten noch nicht kannten, an dieser Stelle der Link zu dieser zentralen Typologisierung. Für alle, die sich mit dem Umbruch und Aufbruch auseinandersetzen wollen, hier noch einige grundsätzliche Überlegungen
My Autohaus is my Castle
Jeder, der sich ein Auto kaufen will, kennt das Bild: Autoverkäufer, die sich hinter Monitoren verstecken oder die mit Kollegen in einer heftigen Diskussion verstrickt sind. In Autohäusern lebt oftmals noch die 70er/80er Jahre Verteilungsdenke, dass es heute nicht mehr ausreicht, Fußmatten als Opfergabe zu reichen, ist in so manches Autohaus noch nicht vorgedrungen. Es herrscht die alte Festungsdenke: My Autohaus is my Castle. Dass der Verbraucher keine Lust hat, das Autohaus zu stürmen, kommt dem Mann hinter dem Computermonitor nicht in den Sinn und dass sich der Verbraucher heute mehr virtuell, denn real lebt oder sich zumindest virtuell und App-gestützt durch die Gesellschaft bewegt, noch weniger.
Wenn der Konsument nicht zum Autohaus kommt, dann muss das Autohaus zum Konsumenten kommen. Medienkonzern haben dies schon lange erkannt und veranstalten deshalb in angesagten Locations Parties oder andere Events und der Radiomoderator legt vor Ort auf, alle Stars des Senders sind zum Anfassen dort und alle, die den Sender bis dahin nicht kannten, kennen ihn ab sofort. Übertragen auf die Autobranche bedeutet dies, dass das Auto zum Kunden kommen muss und/oder der Kunde mit anderen „Leckerchen“ geködert werden muss – APPetit Anregung ist gefragt!
Das Autohaus als Restaurant?
Ein Auto kauft man ca. alle 3-5 Jahre. Das bedeutet für den Autoverkäufer: Drei Jahre hinter dem Monitor warten oder in aller Ruhe an seiner Kollegin baggern. Dumm dann, wenn die Konkurrenzmarke im entscheidenden Jahr ein begehrteres Modell auf den Markt bringt, dann hat man zwar wieder mehr Zeit zu Baggern, aber welche Vertriebsfrau steht schon auf leere Konten beim Baggerkollegen…
Im Gegensatz hierzu: Der Mensch ernährt sich nicht alle 3-5 Jahre, sondern eher alle 3-5 Stunden. Nutzt man diesen Umstand aus, dass er Bundesbürger seit 2010 wieder mehr zum Essen geht und dafür auch mehr ausgibt, dann stellt sich dir Frage, warum ein Autohaus nicht zum stylischen Restaurant mutiert. Italienisches Lifestyle bei Fiat? Savoir vivre bei Peugeot? Lounge Atmosphäre bei Mercedes? Mercedes macht es ein Hamburg oder Berlin eindrucksvoll vor. Die BMW Welt, die Autostadt oder andere Markentempel präsentieren mehr as nur Autos: Jazz, Kunst und Awards. Was jetzt fehlt ist „nur noch“ der Schritt zur alltagstauglichen Kult Location und vor allem das Verständnis des Autoverkäufers…
Marketing ist eine Großbaustelle in Autohäusern. Und abseits aller Pauschalurteile teile ich Ihre Einschätzung, dass hier zumindest mehr passieren muss. Die Idee mit dem Kultrestaurant ist übrigens nicht so neu und wurde erstmals im Marketing-Mutterland umgesetzt. Da gibt es in Los Angeles den weltgrößten Ford-Händler namens Galpin und der hat mitten auf seinem Gelände schon seit der 60ern einen Diner mit hervorragendem Ruf. Ich war da selbst schon essen und fand die Atmosphäre Klasse.