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Digitale Kommunikation – Die Omnipräsenz der Kommunikation oder: Neulich im Zug…

By Oktober 25, 2010 Mai 12th, 2019 No Comments
Digitale Kommunikation

Früher, also lange bevor die digitale Kommunikation zugeschlagen hat, also ganz früher hat man 2-5 mal pro Tag seine Mails gecheckt, hat dazu den Rechner hochgefahren und wo man schon mal online war, die eine oder andere Community besucht oder sich über die spannendsten Neuigkeiten informiert.

Heute ist man dank smarter Mobiltechnologie daueronline und verpasst so keine einzige Trivialität mehr – man nennt sie allerdings heute anders: man nennt es „wichtige Information“ statt Trivialität. Das Ausmaß des Trivialitätsgrades wird einem bewusst, wenn man mit der Bahn fährt. Wichtig: Man muss einen ICE nehmen und hier auch die zweite Klasse, sonst gelingt das Experiment nicht.

Digitale Kommunikation: Diskretion war früher

Diskretion, Privatsphäre oder gar Respekt vor anderen Mitreisenden geraten vollends in Vergessenheit, die Verbundenheit mit der Götze Smartphone ist größer als die Scham, sich öffentlich zu entblößen. Der Verblödungsgrad wird öffentlich zur Schau gestellt. Besonders nervig ist früh morgens um 7:39 Uhr die Frau mit dem Tarzanklingelton, ihre Freundin ist grad im Club Med Urlaub und wird gleich, nachdem sie ausgiebig gefrühstückt hat (Sex hatte sie übrigens keinen letzte Nacht)  an den Pool gehen, die Sonne scheint in Spanien. Ihr Sohn hingegen kam nicht so gut aus dem Bett und findet die Marmelade nicht. Das Großraumabteil durchwandert deshalb gemeinsam mit ihr und dem Sohn den Kühlschrank und zittert, dass noch Butter im Hause ist.

Digitale Kommunikation im Großkonzern

Die Firma Siemens, so entscheiden alle Mitreisenden im Großraumabteil, sollte ihren Mitarbeitern dringend einen Rhetorik-Kurs spendieren, der die monotone Stimmlage von Herrn Z. (Name bekannt, er wurde mehrfach lauthals erwähnt) etwas ohrfreundlicher „formt“, zumindest am langgezogene „ääähh“ sollte gearbeitet werden. Andererseits ist der Belustigungsgrad sehr hoch, wenn zwei Reihen weiter hinten das „ääähh“ zu zweit nachgeäfft wird…

Herr Z. hat anscheinend auch Probleme mit den Ohren, anders kann sich das Großraumabteil das laute Klingeln nicht erklären. Ansonsten scheint die Auftragslage der Firma Siemens sehr schlecht, Herr Z. kämpft hart um jeden Kunden. Eine Sekretärin, die den Kunden erzählt, dass Herr Z. auf Dienstreise ist, kann sich die Firma Siemens ebenfalls nicht mehr leisten. Herr Z. muss also sein komplettes Business im Großraumabteil abwickeln. Die Mitreisenden bangen mit ihm. Und als er aussteigt, sind alle tiefbetrübt, dass er es dann doch nicht geschafft hat, den Kunden glücklich zu machen.

These und abschließendes Resümee der Reise: Je weniger ein Mitarbeiter in der eigenen Firma zu sagen hat, desto gesprächiger (und lauter) ist er im ICE. Umgekehrter Rückschluss: Wenn die Unternehmenskultur nicht passt, muss der Mitarbeiter in den ICE…

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