disruptive InnovationenGesellschaftKeynote Speaker

Software Luddismus – Oder: Warum es nicht reicht, als Keynote Speaker nur „disruptive Innovationen“ zu thematisieren

By August 3, 2015 Mai 14th, 2019 One Comment
Keynote Speaker

Waren es dereinst die englischen Arbeiter, die Anfang des 19. Jahrhunderts den Begriff „Maschinensturm“ prägten, so ist es heute die Software, die sich inmitten eines gewaltigen Sturmangriffs auf die Maschinen. i.e. Hardware resp. die gesamte Gesellschaft befindet.

Keynote Speaker Industrie 4.0

Während viele Firmen hoffen, dass Industrie 4.0 damit erledigt ist, Produktionsrechner untereinander zu vernetzen, entwickelt sich Toffler´s Prosument konsequent weiter zum Player im Internet der Dinge. Seine Lebensfernbedienung ist hierbei zentraler Baustein, der unbemerkt von analogen Denkern Einzug in alle Lebensbereiche hält. Es war Kaiser Wilhelm II., der es nicht für möglich hielt, dass ein Technologie wie das Auto die Pferde ablösen könnte, im Zeitalter disruptiver Innovationen hat heute jeder Manager mindestens einmal pro Tag die Möglichkeit, auf ein falsches Pferd zu setzen.

Die Software Disruption dringt in nahezu alle Wirtschaftsbereiche vor. Holger Schmidt (Netzökonom) zeigt die Reihenfolge der betroffenen Zweige auf, allen voran die Technologie Branche selbst. Als deutliches Beispiel für eine disruptive Technologie führt Schmidt Whatsapp an. Die Software-Applikation hat in rasender Geschwindigkeit den SMS-Markt zerstört. Eine Studie von Cisco geht noch einen Schritt weiter und orakelt, dass die digitale Transformation fast jedes zweite Unternehmen bedrohe. Bevor die Studie jedoch ins Reich der Panikmache verschoben wird, muss angemerkt werden, dass sie in Bezug auf den weiter oben angesprochenen Industrie 4.0 Prozess, zumindest eine hilfreiche Diskussion ankurbeln und Unternehmen aus der bisherigen Passivität herausholen könnte.

Disruptive Innovationen

Nochmals Holger Schmidt, er identifiziert vier Bereiche disruptiver Innovationen: Mobile (inkl. Geolocation), Sensorik (Internet der Dinge), Robotics (Cloud-Robotics) sowie Software (Machine Learning, Künstliche Intelligenz, Big Data). Die Software diffundiert dabei in nahezu alle Bereiche. In der Automobilindustrie ist derzeit eine massive Kräfteverschiebung zu verzeichnen. Während sich Vertreter der Analogfraktion noch darauf konzentrieren, Anbieter wie Uber oder Mytaxi mit einstweiligen Verfügungen zu überziehen, rüsten diese andernorts zum autonomen Fahren um und brechen in vollkommen neue Dimensionen auf. Die Prognosen schwanken derzeit noch heftig, die einen glauben an einen Serienstart ab 2020, die anderen schlagen sich auf die sichere Seite und prognostizieren 2030 oder sogar 2035. Spätestens seit der diesjährigen Apple Car Hysterie ist klar, dass hier zwei Industrien aufeinander stoßen. Dahlmann (Apple vs. Google vs. die Autoindustrie) verdeutlicht hierbei die Aufprallzonen. Im Bereich Entertainment scheint sich die Autoindustrie Richtung Google und Apple zu bewegen, beim Thema autonomes Fahren und auf dem Kriegsschauplatz Bewegungsdaten scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein.

Unterstellt man, dass die Automobilbranche zukünftig stärker als bisher von disruptiven Innovationen heimgesucht wird, so erkennt man schnell die Tragweite. Weiterhin unterstellt, dass autonome Autos die Zahl der benötigten PKW bis zu 43 Prozent reduzieren können, kann man erahnen, welche Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene anstehen werden. Betroffen sind u.a. die Bereiche Urbanität (neue Mobilität, Gentrifizierung vs. neue Lebensqualitäten etc.), Immobilien (wozu noch Garagen?) oder Transport und Reisen.

Automotive

Einschnitte in der Autoindustrie ziehen dann auch automatisch Veränderungen in allen anderen Bereichen nach sich, schließlich sind die Automobilhersteller große Arbeitgeber. Bezogen auf eine Region wie Stuttgart, in der derzeit zwei große Automobil-Player und viele große Zulieferer angesiedelt sind, würde dies bedeuten, dass der Mittelstand Funktionen der Konzerne übernehmen müsste, worauf er derzeit allerdings nicht vorbereitet ist (ein Gedanke, den es an anderer Stelle zu vertiefen gilt). Disruptive Innovation im eben skizzierten Bereich könnte demzufolge ein neues Miteinander von Mittelstand und Startups initiieren, bedeutet aber auch ein Umdenken hinsichtlich neuer Arbeits- und Lebensformen. Smarthome und Homeoffice müssen zukünftig eine stärkere Einheit bilden. Momentan werden unter dem Begriff Smarthome eher die schöngeistigen oder lebenserleichternden Dinge subsummiert: Intelligentes Wasser, Hausautomation, Smartmeter, Smartmieter etc., die Vernetzung mit neuen Arbeitsformen ist hierbei selten in der Diskussion. Auch Arbeitnehmer, und hier schließt sich der Kreis zum Unternehmen, haben die digitale Transformation nicht verstanden. Jeder zweite Arbeitnehmer ist bzgl. Digitalisierung verunsichert

Keynote Speaker Digitale Transformation

Der digitale Transformationsprozess zieht sich dabei durch alle betrieblichen Ebenen und ein Manager, der die Tragweite nicht verstanden hat, kann natürlich auch seine Mitarbeiter nicht informieren, geschweige denn führen. Und auch die derzeit dringend benötigte soziale Verantwortung der Unternehmen findet aufgrund von Unsicherheit und Unwissenheit somit nicht statt. Besonders schwierig für das Management: Der Wandel vollzieht sich auf allen Ebenen, technologisch (hochkomplex), wirtschaftlich (das Wirtschaftssystem am Rande der Grenzen) und kulturell. Letzteres ist besonders schwer zu verstehen, da die ältere Generation, die in einer lehrenden Position sein müsste, mit Unverständnis auf allen Ebenen kämpft und die jüngere Generation synapsenbedingte Ausfälle in Form von fehlendem Basiswissen aufweist. Die Gesellschaft ist in einer neuen Dimension angekommen.

Eigentlich sollte man im Informationszeitalter mit Technologiesprüngen und Überschusssinn umgehen können. Spätestens der Kulturpessimismus sollte dies gelehrt haben. Die digitale Gesellschaft hat den Anders´schen Bezugsrahmen der Antiquiertheit verlassen und weiß, dass Fortschritt in eine Nachhaltigkeitsbalance gebracht werden muss. Der Fortschrittsglaube allein, so viel haben alle Beteiligten wahrgenommen, ist keine Berechtigungsgrundlage für Transformation.

Der hier aufgeführte Beitrag ist Teil eines eBooks, das in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Medien in Stuttgart entstanden ist, wer Interesse an den gesamten Forschungsergebnissen hat, kann sich gerne per Mail melden, dann schicken wir das eBook zu.

Abschließend noch ein Youtube Fundstück, das sehr schön verdeutlicht, wie Smart Car, Smarthome, Smartmeter, Quanitfied Self und andere Bereiche smart verschmelzen.

 

 

One Comment

Leave a Reply